»Der HERR ist auferstanden!« Mit diesem freudigen Ruf beginnen wir heute am Ostersonntag. Gemeinsam möchten wir einen Teil der Ostergeschichte aus dem Matthäusevangelium betrachten. In den letzten Predigten haben wir uns mit dem Stammbaum Jesu am Anfang des Matthäusevangeliums beschäftigt. Dabei haben wir entdeckt, wie Matthäus uns Jesus vorstellt – als den König, den Sohn und Erben der Verheißungen, den weisen Tempelbauer, der sich selbst opfert, und als den Messias für die Heiden, mit dem das Exil endet.
Heute springen wir an das Ende dieses Evangeliums, zum Bericht des Auferstehungstages. Es ist beeindruckend, wie Matthäus Anfang und Ende seines Evangeliums so verbindet, dass sie eine Einheit bilden. Doch ist das überraschend? Wohl kaum, denn als Autor hat Matthäus einen roten Faden von Anfang bis Ende gesponnen, der sein gesamtes Buch durchzieht. Lasst uns nun Matthäus’ Bericht von Jesu Auferstehung gemeinsam lesen.
(K)ein Auferstehungsbericht?
Beginnen wir mit einer spannenden These: Dieser Abschnitt im Matthäusevangelium ist kein Auferstehungsbericht, auch wenn er uns von den Geschehnissen des Ostermorgens berichtet. Matthäus berichtet uns nicht, wann genau Jesus auferstanden ist oder das Grab verlassen hat. Stattdessen lesen wir davon, wie die Frauen am Grab ankommen, der Stein weggerollt wird und das Grab bereits leer ist. Was Matthäus uns hier vor Augen führt, ist die Demonstration, dass Jesus auferstanden ist. Die zentrale Botschaft lautet: »Der Herr ist auferstanden!« und Matthäus berichtet uns von der ersten Begegnung mit dem lebendigen Herrn.
Anfang und Ende
Spannend ist, wie Matthäus hier den Kreis schließt und an den Anfang seines Evangeliums zurückkehrt. Der Anfang ist das Ende, und das Ende ist ein Anfang – ein Neuanfang. Zwei Aspekte verbinden Anfang und Ende:
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Die beiden Marias: Maria Magdala und Maria, die Mutter von Jakobus und Joseph, kommen zum Grab. Maria war auch bei der Geburt Jesu dabei und ist hier am Ende erneut Zeugin eines bedeutenden Ereignisses.
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Das Erscheinen eines Engels: Engel tauchen im Matthäusevangelium nur am Anfang und hier am Ende auf. In Kapitel 1 und 2 gibt ein Engel Josef Anweisungen, und auch hier am Ende gibt der Engel den Frauen klare Anweisungen: »Geht und sagt seinen Jüngern, dass …«
Die Neue Schöpfung
Das erste Kapitel beginnt Matthäus mit den Worten biblos geneseos und stellt uns Jesus so als den Beginn einer Neuen Schöpfung vor. Hier in Kapitel 28 zeigt er uns nun, was diese neue Schöpfung ist.
Matthäus beschreibt die Auferstehung als den Beginn einer Neuen Schöpfung. Wie Gott im ersten Schöpfungsbericht Licht in die Finsternis brachte (Gen 1,3-4), so strömt hier das Licht des Auferstehungstages in das Dunkel des Grabes. Am ersten Tag der Woche besiegte Jesus Tod und Sünde, bestätigte seine Göttlichkeit und läutete eine Neue Weltordnung ein. Der Engel öffnet das Grab, und das Licht des ersten Tages vertreibt die Dunkelheit. »Es werde Licht!« wird zur Botschaft der Neuen Schöpfung, und Jesus ruft uns zu: »Komm ins Licht!«
Zwei Reaktionen
Matthäus beschreibt zwei Gruppen von Menschen, die unterschiedlich auf die Ereignisse reagieren: die Wachen und die Frauen.
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Die Wachen: Sie erbeben vor Furcht und fallen wie tot zu Boden. Die Wachen sollten das Grab mit Jesu Leichnam bewachen, doch sie werden selbst wie Leichname, während Jesus lebendig ist. Ihre Reaktion symbolisiert den Zustand des Menschen ohne Gott: Furcht, Erbeben und Tod.
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Die Frauen: Die beiden Marias reagieren ganz anders. Der Engel und Jesus selbst sprechen ihnen zu: »Fürchtet euch nicht!« Die Frauen erfahren Trost und Ermutigung. Trotz ihrer Furcht erleben sie große Freude und eilen, die Botschaft von der Auferstehung weiterzugeben.
Die Frauen erhalten das Privileg, die ersten Zeugen des leeren Grabes und des auferstandenen Jesus zu sein. Jesus begegnet ihnen persönlich, und sie fallen vor ihm nieder, berühren seine Füße und beten ihn an. Diese Begegnung zeigt, dass Jesus nicht nur ein Geist ist, sondern der lebendige Gott-Mensch.
Schlussgedanken
Die Osterbotschaft fordert uns heraus: Zu welcher Gruppe gehören wir? Ignorieren wir unseren Schöpfer, bleiben in Finsternis und Furcht wie die Wachen? Oder glauben wir an den auferstandenen Jesus, treten ins Licht und begegnen ihm mit Freude und Anbetung? Der Ruf von Ostern lautet: »Komm ins Licht!« Der Ostersonntag ist ein Tag des Neubeginns. Das Licht des ersten Tages scheint voller Macht in das dunkle Grab und vertreibt die Dunkelheit.
»Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten?« (Psalm 27,1).
Komm ins Licht! Bleib im Licht! Amen.