Ein Baum, der Leben bringt: Weihnachten und das Kreuz

Ein Baum, der Leben bringt: Weihnachten und das Kreuz

Tilmann Oestreich, 22.12.2024

Einleitung: Bäume in der Bibel

Ich möchte euch auch ganz herzlich hier bei uns begrüßen und ich freue mich über jeden einzelnen, der heute hier ist. Weihnachten ist eine besondere Zeit, die uns an die Liebe und Nähe Gottes erinnert, die in Jesus Christus Mensch geworden ist. Ich finde es schön, dass wir uns heute gemeinsam daran erinnern können.

Wir feiern heute einen Weihnachtsgottesdienst und zu Weihnachten gehören immer auch Weihnachtsbäume. Wer von euch hat zuhause schon einen Weihnachtsbaum stehen? Egal, ob ihr ihn schon aufgestellt habt oder nicht, heute wollen wir gemeinsam darüber nachdenken, warum der Weihnachtsbaum uns eine besondere Botschaft überbringen kann. Was bedeutet euch der Weihnachtsbaum? Warum haben wir eigentlich Weihnachtsbäume? Sind die eigentlich ein passendes Symbol für Weihnachten? Ich möchte euch heute einladen, gemeinsam mit mir ein wenig über dieses Symbol nachzudenken.

Tatsächlich halte ich den Baum für ein ganz hervorragendes Symbol für die Weihnachtszeit! Denn Bäume haben vom Anfang der Bibel bis zu ihrem Ende eine tiefe Bedeutung. Ganz am Anfang der Schöpfung begegnen wir im Paradies dem Baum des Lebens und dem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse (Genesis 2,9). Davon haben wir eben in Erichs Textlesung gehört. Und ganz am Ende der Bibel, auf den allerletzten Seiten, im Buch der Offenbarung, begegnen wir dem Baum des Lebens wieder (Offenbarung 22,2). Wir haben aber noch viel mehr Bilder: In den Psalmen wird zum Beispiel der Gerechte Mensch mit einem Baum verglichen, der am Wasser gepflanzt ist und Frucht bringt (Psalm 1,3). Bäume stehen für Leben, Wachstum und Segen, aber auch für Entscheidung und Konsequenzen.

Darüber möchte ich heute etwas mit euch Nachdenken. Ich möchte mit euch einen kleinen Streifzug durch die Bibel machen und die Geschichte der Bibel durch das Symbol des Baumes betrachten und sehen, was das mit Weihnachten und unserer Beziehung zu Gott zu tun hat.

1. Der Baum und der Sündenfall – Trennung von Gott

Im Garten Eden stellte Gott Adam und Eva vor eine Entscheidung. Gott hatte den Menschen geschaffen und ihn in ein Paradies gesetzt. Dort herrschte Überfluss. Die ersten Menschen waren rundum versorgt. Sie durften von allen Bäumen essen; nur ein einziger Baum war ihnen verwehrt: der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse (Genesis 2,16-17). Doch die Menschen entschieden sich gegen Gottes Gebot. Der Mensch nahm und aß von der verbotenen Frucht. Der Baum, der für Erkenntnis stand, wurde zum Symbol der Trennung von Gott.

In Genesis 3,6-7 lesen wir, wie die Sünde in die Welt kam. Aber was ist Sünde? Das sehen wir dort in dem Text sehr gut: Sünde ist Ungehorsam gegenüber Gott, die Missachtung und das Brechen seiner Gebote. Durch den Ungehorsam wurde die Beziehung zwischen Gott und Mensch zerstört. Der Baum wurde von einem Symbol des Lebens zu einem Zeichen des Fluches. Die Trennung von Gott zeigt, wie tief die Auswirkungen der Sünde sind.

Doch schon hier beginnt Gottes Plan der Wiederherstellung. Schon hier am Anfang lesen wir die erste Weihnachtsbotschaft. Dort sagt Gott zur Schlange (Genesis 3,15): »Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er [dieser Same] wird dir [der Schlange] den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.« Der Mensch wurde zwar bestraft und lebt seitdem mit den Konsequenzen der Sünde, aber Gott hat in seiner Barmherzigkeit das Kommen eines Erlösers verheißen. Diese Verheißung ist der erste Hinweis auf Weihnachten: Gott selbst wird eingreifen, um die Trennung zu überwinden und neues Leben zu schenken.

2. Der geschlagene Baum – Vergänglichkeit als Folge der Sünde

Unser Weihnachtsbaum erinnert uns mit seiner Pracht an die Schönheit von Weihnachten. Aber ihr kennt das alle: nicht lange, und der Baum fängt an zu nadeln. Der Weihnachtsbaum ist gefällt und damit von seiner Wurzel getrennt. Und damit ist das Schicksal des Baumes vorprogrammiert: Er ist zum Tode verurteilt und stirbt. Er verdorrt. Das Nadeln ist Zeuge davon. So zeigt uns der Weihnachtsbaum auch die Vergänglichkeit des Lebens ohne Gott.

Psalm 103,15-16 erinnert uns daran: »Der Mensch – seine Lebenstage sind so vergänglich wie das Gras. Er gleicht einer Blume auf dem Feld, die aufblüht, wenn aber ein starker Wind über sie hinwegfegt, dann ist sie nicht mehr da. Dort, wo sie einmal blühte, gibt es keine Spur mehr von ihr.«

Doch Weihnachten erinnert uns daran: Diese Vergänglichkeit muss nicht das Ende sein. Es gibt Hoffnung, die Gott uns schenkt.

3. Christus, der Spross – Hoffnung auf neues Leben

Von dieser Hoffnung lesen wir in Jesaja 11,1: »Und es wird ein Zweig hervorgehen aus dem Stumpf Isais und ein Schössling hervorbrechen aus seinen Wurzeln.« Dieses Bild beschreibt das Volk Israel, das von Feinden bedrängt und verwüstet wird. Von der Herrlichkeit unter den Königen David und Salomo ist fast nichts mehr übrig geblieben. Israel ist ein Stumpf. Und aus diesem Stumpf, der tot zu sein scheint, kommt ein neuer Zweig. Neues Leben wächst. Das ist ein Bild für Jesus Christus, an dessen Geburt wir uns an Weihnachten erinnern.

Jesus ist der verheissene Retter, der das verdorrte Leben wiederherstellt. Er sagt in Johannes 15,5: »Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.« Man könnte auch übertragen sagen: »Jesus ist der Baum, wir sind die Zweige.« Durch Jesus bekommen wir neues Leben und können Frucht bringen. Der Weihnachtsbaum erinnert uns daran, dass durch Christus neues Leben möglich ist, selbst wenn alles verloren scheint. Weihnachten ist das Fest, an dem wir diese Hoffnung feiern.

4. Das Kreuz – Der Baum der Erlösung

Der Baum spielt auch bei der Erlösung eine zentrale Rolle. In 1. Petrus 2,24 heißt es: »Er – dieser Jesus – hat unsere Sünden selbst an seinem Leib auf das Holz getragen.« Das Kreuz, an dem Jesus starb, wird in der Bibel als »Holz« bezeichnet. Es war ein Ort des Fluches (Galater 3,13 Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch wurde um unsertwillen; denn es steht geschrieben: »Verflucht ist jeder, der am Holz hängt«). Aber durch Jesu Tod wurde dieses Fluchholz zum Symbol der Erlösung.

Am Kreuz, dem Ort der Schande und des Fluches, hat Jesus die Trennung zwischen Gott und uns überwunden. Der Baum, der einst Symbol der Trennung war, wurde durch Jesus zum Baum der Versöhnung. Durch sein Opfer dürfen wir wieder Zugang zu Gott haben.

5. Der Baum des Lebens – Vollendung der Heilsgeschichte

Und so begegnen wir am Ende der Bibel wieder dem Baum des Lebens. In Offenbarung Kapitel 22 wird er beschrieben als Baum, der zwölfmal im Jahr Früchte trägt und dessen Blätter zur Heilung der Völker dienen (Offb 22,2). Der Baum des Lebens steht im Paradies Gottes, und er ist ein Bild für das ewige Leben, das uns durch Christus geschenkt wird.

Was im Garten Eden verloren ging, wird durch Jesus wieder zugänglich gemacht. Der Baum des Lebens steht für die Vollendung der Geschichte Gottes mit uns: Vergebung und ewiges Leben in seiner Gegenwart.

Schluss: Einladung zur Entscheidung

Ihr Lieben, der Weihnachtsbaum erzählt uns eine Geschichte: von unserer Trennung von Gott, unserer Vergänglichkeit, aber auch von der Hoffnung auf neues Leben und Erlösung durch Jesus Christus. Die Frage ist: Welchen Baum wählst du? Bleibst du bei dem Baum, der Vergänglichkeit und Tod bringt, oder entscheidest du dich für den Baum des Lebens, der in Jesus Christus Gestalt angenommen hat?

Heute Nachmittag lade ich dich ein, dich für Jesus zu entscheiden. Er ist der Spross, der Zweig, der neues Leben bringt. Er ist das Holz, das unsere Sünden trägt. Und er ist der Zugang zum Baum des Lebens. Komm zu ihm, und finde Leben in Fülle. Das ist die gute Weihnachtsbotschaft!

Amen