Es gibt ein allgemeines biblisches Prinzip: Man muss zurückgeben, was man stiehlt. In der Bibel ist Wiedergutmachung eine Rückzahlung mit Zinsen. Wenn man jemandem sein Geld raubt, muss man das Doppelte des gestohlenen Betrags zurückzahlen. Ein Dieb muss das Vierfache zurückzahlen. Wenn er ein Schaf oder Lebensmittel stiehlt, muss der Dieb das Siebenfache zurückzahlen (Spr 6,29-30). Diebstahl ist in Gottes Ökonomie kein geringfügiger Verstoß. Das siebte Gebot in den Zehn Geboten ist eindeutig: »Du sollst nicht stehlen.«
Der erste in der Bibel erwähnte Raubüberfall betrifft Lebensmittel, und Gott verlangt eine vollständige (siebenfache) Rückzahlung. Dieser erste Diebstahl ereignet sich im Garten Eden. Gott schuf die Welt; die Welt und alles in ihr gehört ihm (Ps 24,1). Wir dienen keinem geizigen Gott, denn er bot seiner Schöpfung all seine herrlichen Speisen zum Genuss an.
Allerdings hatte er Adam eine Sache noch nicht gegeben: die Frucht vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Wie alle Früchte des Gartens gehörte auch diese Frucht Gott, und Gott sagte Adam, dass er sie nicht essen sollt. Sie konnten alles essen, was sie wollten; es war alles gut für sie, es war alles köstlich und lecker, aber sie mussten warten, um die Frucht vom Baum der Erkenntnis zu genießen. Adam wollte jedoch nicht warten. Er streckte seine Hand aus, nahm Gottes Frucht vom Baum und aß sie.
Adam stahl von Gott. Und hier liegt das Problem: Wie soll Adam Gott siebenfach für die gestohlene Nahrung zurückzahlen? Wie kann Adam die Frucht zurückgeben, wenn er sie bereits verzehrt hat und sie ein Teil von ihm geworden ist? Die einzige Möglichkeit, die gestohlene Frucht zurückzugeben, besteht darin, dass Adam selbst, der nun eins mit der Frucht ist, wieder an den Baum genagelt wird. Diese Rückzahlung war für Adam unmöglich, denn durch seine Sünde drang Fäulnis in seine Knochen ein. Die Frucht seines Körpers ist nicht mehr köstlich und angenehm. Mit anderen Worten, die vollständige siebenfache Rückzahlung von Adams Leben funktioniert nicht, weil die verfluchte Frucht – sein Körper – die perfekte Frucht, die er gestohlen hat, nicht ersetzen kann. Damit diese siebenfache Rückzahlung erfolgen kann, brauchen Adam und alle seine Kinder einen neuen Adam, einen vollkommenen Adam, der Wiedergutmachung leistet.
Jesus betritt diese Welt als König, als Erlöser, als der Weg, die Wahrheit und das Leben, und er betritt diese Welt auch als der neue sündlose und vollkommene Adam. Nur Jesus, der vollkommene Gottmensch, der größere Adam, konnte die siebenfache Rückzahlung für den Diebstahl unseres ersten Vaters leisten. Christus kommt in diese Welt als die verkörperte vollkommene Frucht. Und die vollkommene Frucht wurde an diesen Baum genagelt, und dort bezahlte er unsere siebenfache Schuld in voller Höhe.
Jetzt, da unsere Schuld vollständig beglichen ist, ruft Jesus uns dazu auf, zum Baum seines Kreuzes zu kommen und uns an der vollkommenen Frucht seines Leibes zu laben. Diese Frucht wird nicht länger zurückgehalten, sondern jede Woche in Form von Brot und Wein am Tisch des Herrn dargeboten.
Kyle Lammott ist Theopolis-Stipendiat und Pastor der Exodus Church in Wichita, Kansas.
Der Artikel erschien im Original auf der Seite des Theopolis Institute. Die Übersetzung erfolgte mit freundlicher Genehmigung des Theopolis Institute durch Tilmann Oestreich.