Warum sieht Johannes der Täufer wie ein Kamel aus? (3,4)

Warum sieht Johannes der Täufer wie ein Kamel aus? (3,4)

Jeff Meyers, 26.07.2023

Aber er, Johannes, hatte seine Kleidung aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Lenden; seine Nahrung aber war Heuschrecken und wilder Honig.

— Matthäus 3,4

Warum trägt Johannes der Täufer ein Gewand aus Kamelhaaren? Warum will er wie ein Kamel aussehen? Oder zumindest: Was erwartet er, dass Israel denkt, wenn sie ihn so gekleidet sehen?

Es gibt nicht allzu viele Stellen in den hebräischen Schriften, die sich mit Kamelen befassen. Meistens werden sie nur beiläufig erwähnt, wenn es um den Besitz reicher Menschen geht. Abraham hatte Kamele. Hiob besaß zu Beginn der Geschichte 3000 Kamele und am Ende 6000. Kamele trugen Gold, Silber und Gewürze von der Königin von Saba zu Salomo. Sie sind Lasttiere. Solche Dinge eben.

Aber es gibt eine Stelle, an der Kamele häufiger erwähnt werden als sonst irgendwo – 15-16 Mal in einem einzigen Kapitel der Bibel. Ein echtes Bibel-Trivia! All diese Kamel-Erwähnungen finden sich in 1. Mose 24, in der Geschichte von Abrahams Knecht, der nach Mesopotamien reist, um eine Braut für Isaak, den Sohn Abrahams, zu finden.

Abraham sagte zu seinem Knecht: »Der HERR, der Gott des Himmels, der mich aus dem Haus meines Vaters und aus dem Land meiner Verwandtschaft genommen und der zu mir geredet und mir geschworen hat: Deinem Samen werde ich dieses Land geben, der wird seinen Engel vor dir hersenden, dass du meinem Sohn von dort eine Frau nimmst …​« Nachdem der Knecht Abraham einen Eid geleistet hatte, nahm er zehn der Kamele seines Herrn und zog fort.

Als der Knecht zur Wasserquelle in der Stadt Nahors kam, fand er Rebekka. Und Rebekka gab ihm zu trinken und versorgte auch die Kamele mit Wasser. Kamele, Kamele und noch mehr Kamele.

Nachdem die Vereinbarung getroffen worden war, dass Rebekka mit Abrahams Knecht zurückkehren und die Braut des Samens Abrahams werden würde, machte sie sich mit ihren Mägden auf den Weg – auf einem Kamel, das Elieser mitgebracht hatte. Seht nur! Sie wird auf einem Kamel zu ihrem Bräutigam gebracht.

Nun, in der Fülle der Zeit, wenn man so will, ist Johannes gekleidet wie ein Kamel. Und er ruft das Volk Israel hinaus in die Wüste, außerhalb des verheißenen Landes, um sie darauf vorzubereiten, ins Land zurückzukehren und den Bräutigam zu treffen, ihren wahren Ehemann, den Samen Abrahams. Die bildliche Darstellung ist die eines Johannes des Täufers, der die reuigen, bußfertigen Menschen Israels in den Wassern des Jordan tauft und sie dann, wenn man so will, wie das Kamel, das Rebekka zu Isaak trug, zu ihrem wahren Ehemann bringt: JHWH im Fleisch, der größere Isaak. Der Knecht JHWHs bringt die Braut zum Samen Abrahams. Ist es möglich, dass Gott deshalb verordnet und angeordnet hat, dass Johannes sich wie ein Kamel kleidet? Aber sicher doch!

Der Apostel Johannes sagt genau das, wenn er in Johannes 3,28-30 über Jesus und Johannes den Täufer schreibt:

Ihr selbst gebt mir Zeugnis, dass ich gesagt habe: Ich bin nicht der Christus, sondern ich bin vor ihm her gesandt. Wer die Braut hat, ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber, der dasteht und ihn hört, freut sich mit Freuden über die Stimme des Bräutigams. Diese meine Freude nun ist erfüllt. Er muss wachsen, ich aber abnehmen.

— Johannes 3,28-30

Du willst mir also sagen, dass Gott die Geschichte so führt, dass solche Details hervortreten, damit sein Volk seine göttliche Kunstfertigkeit erkennen kann? Ja! Um uns innerlich zu bewegen. Um uns zu erstaunen mit dem Maß an Detailgenauigkeit in seiner vorsehenden Fügung der Geschichte. Und ja, sogar um uns zu erfreuen.

Heute haben wir keinen Johannes den Täufer mehr, der sich wie ein Kamel kleidet, einen Boten Gottes, der uns zu unserem Bräutigam Jesus, dem gesalbten König, führt. Aber wir haben das Wort Gottes und den Dienst der Gemeinde, die uns beständig zur Beichte und Umkehr ruft. Jeden Sonntag erleben wir eine Art Johannes-der-Täufer-Moment, wenn wir aus der Welt herausgerufen werden, um unsere Sünden zu bekennen, uns durch die Taufe daran zu erinnern, wer wir sind, und dann beim Hochzeitsmahl des Lammes in die Gegenwart unseres Herrn und Bräutigams gebracht zu werden.

Der Artikel erschien im Original auf der Seite des Theopolis Institute. Die Übersetzung erfolgte mit freundlicher Genehmigung des Theopolis Institute durch Tilmann Oestreich.