Unser Text, Matthäus 2,13–23, bringt uns mitten in die bewegte Kindheit Jesu. Hier wird uns gezeigt, wie Gottes Plan durch Jesu Leben verwirklicht wird – bis ins kleinste Detail.
Die Geschichten des Alten Testaments sind nicht nur historische Berichte. Sie zeigen prophetisch auf Jesus, den wahren Retter. Ein eindrückliches Beispiel ist der Exodus Israels aus Ägypten. Dieses historische Ereignis steht sinnbildlich für den neuen Exodus, den Jesus durch sein Leben und Opfer bringt. Wie Mose das Volk Israel aus der Knechtschaft in Ägypten befreite, so befreit Jesus uns von der Sünde.
Matthäus greift immer wieder diese prophetischen Hinweise auf und zeigt, wie Jesus die Erfüllung des Gesetzes und der Propheten ist. Diese Botschaft ist nicht nur eine theologische Wahrheit – sie hat praktische Bedeutung für unser Leben. Denn sie zeigt uns, dass Gott einen Plan hat, auch für uns. Lasst uns gemeinsam die Verbindungen im Text entdecken und ihre Bedeutung für unser Leben verstehen.
1. Gott hat alles geplant
In Matthäus 2,13–23 sehen wir dreimal die Worte: »Damit erfüllt würde, was geschrieben steht.« Das betont: Das Leben Jesu war von Ewigkeit her bis ins Detail geplant. Gott hat schon lange vorher durch die Propheten gesprochen und seinen Plan offenbart. Diese Worte erinnern uns daran, dass nichts, was geschah, Zufall war – nicht einmal die Flucht nach Ägypten oder der grausame Kindermord in Bethlehem.
Diese Wahrheit ist zugleich tröstlich und herausfordernd. Denn sie zeigt uns, dass Gottes Plan auch über Leid und Tragödien triumphiert. Selbst der Kindermord in Bethlehem war Teil von Gottes großem Erlösungsplan. Das ist schwer zu begreifen, aber es zeigt uns: Gott ist souverän. Auch wenn wir in unserer Begrenztheit das »Warum« oft nicht verstehen, können wir sicher sein, dass Gott alles unter Kontrolle hat.
Wenn ihr euch nur eine Sache aus dieser Predigt mitnehmt, dann diese: Alles, was in Jesu Leben geschah, war Teil von Gottes Plan. Kein Detail war dem Zufall überlassen. Diese Wahrheit darf auch uns trösten, wenn wir schwierige Zeiten erleben. Gott ist nicht überfordert – er hat einen Plan, der gut ist.
2. Hosea: »Aus Ägypten rief ich meinen Sohn«
Im ersten Abschnitt lesen wir von der Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten. Matthäus sieht darin die Erfüllung einer Prophetie aus Hosea 11,1: »Als Israel jung war, da liebte ich ihn, und aus Ägypten rief ich meinen Sohn.«
In Hosea spricht Gott über Israel, das er aus der Knechtschaft in Ägypten befreit hat. Israel wird als Gottes »Sohn« bezeichnet. Doch dieser Sohn war ungehorsam: »Sooft man sie ruft, gehen sie von einem weg« (Hosea 11,2). Israel wandte sich von Gott ab und diente den Baalen. Gottes Liebe blieb jedoch treu: »Mit menschlichen Bändern zog ich sie, mit Seilen der Liebe« (Hosea 11,4).
Matthäus zeigt uns nun, dass Jesus die Geschichte Israels in sich erfüllt. Jesus ist der wahre Sohn Gottes, der treu und gehorsam bleibt. Er durchlebt gewissermaßen die Geschichte Israels neu, aber anders: Wo Israel untreu war, bleibt Jesus treu. So beginnt mit Jesu Flucht nach Ägypten ein neuer Exodus – ein Hinausziehen aus der Knechtschaft der Sünde.
Interessant ist, dass Matthäus diese Prophetie an einer unerwarteten Stelle platziert. Jesus wird nach Ägypten geführt, nicht aus Ägypten gerufen. Warum? Matthäus will uns eine tiefe Tragik zeigen: Israel selbst ist zu »Ägypten« geworden! Herodes, der grausame König, verkörpert die Gottlosigkeit Israels. Das Volk Gottes ist entstellt und gleicht Ägypten, dem Ort der Knechtschaft. Jesus, der wahre Sohn, muss aus diesem neuen »Ägypten« gerettet werden.
Diese Botschaft ist auch für uns bedeutsam. Wie oft sind wir ungehorsam wie Israel? Wie oft wandern wir auf eigenen Wegen? Doch Gott gibt uns nicht auf. In Jesus zeigt sich Gottes treue Liebe. Er ruft uns aus der Knechtschaft der Sünde in die Freiheit.
3. Jeremia: Wehklagen in Rama
Der Kindermord in Bethlehem ist eine der dunkelsten Szenen in der Bibel. Herodes, getrieben von Angst und Machtgier, lässt alle männlichen Kinder in Bethlehem töten. Matthäus sieht darin die Erfüllung von Jeremia 31,15: »Eine Stimme wird in Rama gehört, Wehklagen, bitteres Weinen. Rahel weint um ihre Kinder, will sich nicht trösten lassen über ihre Kinder, weil sie nicht mehr sind.«
Diese Prophetie bezieht sich ursprünglich auf die babylonische Gefangenschaft, als Israeliten aus ihrer Heimat verschleppt wurden. Rahel, die Stammmutter Israels, wird hier symbolisch als trauernde Mutter dargestellt. Doch Jeremia gibt auch Hoffnung: »Halte deine Stimme zurück vom Weinen … Denn es gibt Hoffnung für deinen Nachwuchs. Die Kinder kehren in ihre Grenzen zurück« (Jeremia 31,16–17).
Matthäus zeigt uns, dass diese Hoffnung in Jesus erfüllt wird. Jesu Ankunft bedeutet, dass Leid und Tod nicht das letzte Wort haben. Selbst in den dunkelsten Momenten bleibt Gottes Plan bestehen. Das Leid führt zur Erlösung. So wie Jesus den Weg durch Leiden und Tod zur Herrlichkeit ging, dürfen auch wir auf Gottes Verheißungen vertrauen.
Wenn wir selbst Leid erfahren, können wir wissen: Gott ist bei uns. Seine Botschaft lautet: »Es gibt Hoffnung.« Diese Hoffnung finden wir in Jesus, der uns durch sein Leiden erlöst hat.
4. Nazareth: Der verachtete Spross
Nach der Rückkehr aus Ägypten zieht die Familie nach Nazareth. Matthäus sagt, dass dies die Erfüllung der Propheten ist, die Jesus als »Nazaräer« ankündigen. Interessanterweise gibt es hier kein direktes Zitat aus dem Alten Testament. Matthäus verweist stattdessen auf ein Thema, das sich durch mehrere Prophetien zieht.
Der Name »Nazareth« erinnert an das hebräische Wort »Netzer« (»Spross«). Jesaja 11,1 sagt: »Ein Spross wird hervorgehen aus dem Stumpf Isais.« Dieser Spross ist der Messias, der aus der Linie Davids kommt. Nazareth war eine unbedeutende, verachtete Stadt. Doch genau hier wählt Gott den Wohnort seines Sohnes. Das zeigt uns: Gott wirkt oft durch das Verachtete und Unscheinbare.
Jesaja 53 beschreibt den Messias als »verachtet und von Menschen verlassen«. Jesus erfüllt dieses Bild als der demütige Knecht, der für uns leidet. Gleichzeitig ist er der wahre König aus Davids Linie. Nazareth symbolisiert, dass Gott das Schwache erwählt, um Großes zu bewirken.
Schluss
Matthäus 2,13–23 zeigt uns, wie Gott seinen Plan durch Jesus erfüllt. Die Hosea-Prophetie erinnert uns an Gottes treue Liebe. Jeremia gibt uns Hoffnung inmitten von Leid. Nazareth offenbart uns den demütigen Knecht und König. Alles in Jesu Leben war geplant, nichts war dem Zufall überlassen. Gott hat seinen Plan trotz aller Widerstände verwirklicht, um uns Erlösung zu bringen.
Diese Wahrheiten laden uns ein, Gott zu vertrauen. Wenn wir schwierige Zeiten erleben, dürfen wir wissen: Gott hat einen Plan, auch für uns. Lasst uns in der Liebe und Hoffnung leben, die in Jesus offenbar wurde. Denn er hat alles getan, um uns zu erlösen.