Übersicht über die Gleichnisse in Matthäus 24 und 25
Folgende Gleichnisse finden wir im Kapitel 24 nach Vers 36 und im Kapitel 25:
Verse | Gleichnis |
---|---|
24,37-39 |
Die Ankunft des Sohnes des Menschen wird mit den Tagen Noahs verglichen |
24,40-41 |
Einer wird genommen und einer gelassen (Feld, Mühlstein) |
24,43-44 |
Wenn der Hausherr wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt |
24,45-51 |
Der treue, kluge Knecht und der böse Knecht |
25,1-13 |
Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen (fünf kluge und fünf törichte) |
25,14-30 |
Das Gleichnis von den anvertrauten Talenten |
25,31-46 |
Das Gleichnis von den Schafen und den Böcken |
Über die Gleichnisse in Kapitel 24 haben wir bereits am Ende der Reihe über Matthäus 24 geredet.
Die Gleichnisse beginnen damit, dass das Kommen des Menschensohns mit den Tagen Noahs verglichen wird. Hier gibt es verschiedene Aspekte, die wir zum Teil bereits angeschaut haben.
Die Flut zur Zeit Noahs war kein endgültiges Gericht. Das Gericht war verheerend und hat bis auf acht Personen die Menschheit weggeraft. Nichtsdestotrotz war die Flut ein zeitlich begrenztes Gericht. Die Erde und die Menschheit hat dieses Gericht überlebt. Allerdings hat sich die Erde grundlegend geändert und die Flut war sozusagen ein Neustart Gottes mit der Menschheit. Noah wurde ein neuer Adam. Und nach der Flut hat Gott mit Noah einen neuen Bund geschlossen.
In diesen Aspekt ähnelt das von Jesus angekündigte Gericht den Zeiten Noahs. Es handelt sich nicht um das endgültige Gericht, sondern um ein Gericht in der Zeit. In diesem Fall traf das Gericht das treulose Volk Israel, dass den wahren Glauben und den lebendigen Gott verlassen hatte. Bis auf einen Überrest wurde dieses Volk dahingegeben. Mit diesem Gericht wurde wie zur Zeit Noahs auch die Welt grundlegend verändert: Der Alte Bund wurde mit allen seinen sichtbaren Zeichen niedergerissen und der Neue Bund endgültig aufgerichtet. Gott hat allen klar gemacht: »Die Kirche ist nun mein Tempel und mein Licht in dieser Welt«.
In den Tagen Noahs kam die Flut plötzlich und unerwartet. Aber nur für diejenigen, die sich nicht vorbereitet haben. Die Menschen aßen, tranken, heirateten und verhereirateten; Business as usual könnte man sagen. Das Leben ging seinen gewohnten Gang. Gott hatte Noah das Gericht angekündigt und Noah verkündete den Menschen das kommenden Gericht. Dies tat er auch, indem er gehörsam über hundert Jahre lang an dem Boot baute. Doch die Menschen ignorierten die Worte und die Taten Noahs; bis das Gericht kam. Doch an diesem Tag, als das Gericht plötzlich doch da war, war es zu spät.
Dies trifft auch auf Jesus und die zu seiner Zeit lebende Generation zu. Jesus verkündet seinen Jüngern das Gericht. In den folgenden vierzig Jahren verkündeten die Jünger ihrem Volk das angekündigte Gericht. Sie predigten, sie schrieben Worte Jesu nieder, sie waren Licht in einer dunklen und feindseligen Welt. Die Generation »Jesu« hatte also die Wahl: Den Worten Jesu Glauben schenken und für den Tag des Gerichts gewappnet sein. Oder die Worte Jesu ignorieren und so tun, als sei die Welt völlig in Ordnung. Das Gericht würde die Toren dieser zweiten Gruppe überraschend und unerwartet treffen.
Im Vergleich mit den Tagen Noahs wird das Thema des hinweggerafft bzw. genommen werdens mit dem gelassen werden gegenübergestellt. Die Spöter zur Zeit Noahs wurden von der Flut hinweggerafft. Das Gericht kam über sie. Noah und seine Familie überlebten in der Arche. Sie wurden gelassen. In diesem Sinne können die Verse 40 und 41 verstanden werden. Wenn das von Jesus angekündigte Gericht kommt, scheidet sich die Spreu vom Weizen. Die Spreu wird vom Wind mitgenommen, der Weizen besteht im Gericht.
In diesen Versen schwingt vielleicht noch ein anderes Thema mit. Es könnte sein, dass Jesus hier sprachlich die Beschreibung des Exils aufgreift. Nach der Einnahme Judäas und Jerusalems, nahm Nebukadnezzar viele Juden mit nach Babylon. Nur die Ärmsten und Geringsten ließ er im Land, um sich um die Felder und Weinberge zu kümmern (2Kö 24,14; 25,12; Jer 40,7; 52,16). Im ersten Jahrhundert eroberten und verwüsteten die römischen Armeen ganz Judäa und Jerusalem. Jesus kündigt an, dass viele Juden von ihren Feldern in die Sklaverei verschleppt werden und die Frauen genommen werden, um für ihre Eroberer zu »mahlen« (siehe Hiob 31,10 für »mahlen« als sexuelle Metapher). Die Juden, die zur Zeit der Zerstörung Jerusalem noch leben werden entweder getötet oder versklavt.
In den Versen 43 und 44 lesen wir vom Kommen des Diebes in der Nacht. Das Neue Testament spricht mehrfach davon, dass der Menschensohn wie ein Dieb kommt (1Thess 5,2.4; 2Petr 3,10; Offb 3,3; 16,15). Diebe kündigen sich nicht an, bevor sie kommen und nur der wachsame Hausherr ist vorbereitet, wenn jener tatsächlich kommt. Während des ersten Passahfestes kam der Engel des Herrn auch wie ein Dieb in der Nacht, drang in die Häuser der Ägypter ein und nahm den Erstgeborenen Sohn und ließ den Rest der Familie zurück. Der Sohn des Menschen wird für die Menschen, die Jesu Worte nicht hören und ernst nehmen wollen, unangekündigt, plötzlich und unerwartet kommen. Die Jünger wiederum sollen nicht überrascht werden. Sie sollen sich vorbereiten.
Hiernach kommen drei Gleichnisse, die zusammen eine Einheit bilden und zu der Gerichtsszene am Ende von Matthäus 25 hinführen. Jesus hat seine Jünger bisher auf sein Kommen zum Gericht vorbereitet. Er hat ihnen erklärt, an welchen Zeichen sie das Nahen des Gerichts erkennen können, wenn sie wachsam und aufmerksam sind. Er hat auch angekündigt, dass das Gericht innerhalb von einer Generation kommen wird. Aber eine Generation ist ein langer Zeitraum und der Tag und die Stunde werden nicht näher angegeben. Im Gegenteil: sie sind unbekannt und nicht vorhersehbar.
In dieser Gemengelage redet Jesus in den nächsten drei Gleichnissen über das Thema der Verzögerung. Er ruft seine Jünger zu Geduld, Treue und Wachsamkeit auf, auch wenn die Zeit lang wird und das Kommen des Königs auf sich Warten lässt.
Struktur der drei Gleichnisse
Viele Ausleger sind der Meinung, spätestens bei diesen Gleichnissen würde Jesu das Thema wechseln und von seinem Zweiten Kommen am Ende der Welt reden. Es gibt jedoch keine klaren Indikatoren, die auf einen harten inhaltlichen Bruch schließen lassen. Vielmehr finden sich im Text Strukturen, die den gesamten Text zusammen halten.
Das erste und das zweite Gleichnis, die Gleichnisse von treuen und untreuen Knecht und von den zehn Jungfrauen, werden durch die Verse 24,42 und 25,13 wie eine Klammer zusammengehalten. Dort sagt Jesus zweimal: Wacht also, denn ihr wisst nicht. Hieran können wir festmachen, dass sich beide Gleichnisse auf denselben Themenblock, auf denselben Zeitraum beziehen.
Eine weitere Klammer hält das zweite und das dritte Gleichnis zusammen; das Gleichnis von den zehn Jungfrauen und das von den Talenten. Hier halten die Verse 24,51 und 25,30 die Gleichnisse zusammen und deuten darauf hin, dass auch das dritte Gleichnis sich im selben Rahmen bewegt wie die vorhergehenden Gleichnisse.
In allen drei Gleichnissen finden wir einen Herrn bzw. Bräutigam, der eine längere Zeit auf sich Warten lässt. Und in allen drei Gleichnissen ist die Personengruppe, die anfängt zu warten, die gleiche Gruppe, die den kommenden Herrn bzw. Bräutigam letztendlich in Empfang nimmt. Die Personen in den Gleichnissen wechseln nicht. Auch dies spricht dafür, dass die Gleichnisse in erster Linie in die Situation des ersten Jahrhunderts sprechen.
Jesus redet hier mit seinen Jüngern. Nach seiner Himmelfahrt lässt er sie auf die Erde zurück. Es sind diese Jünger, die ihren Herrn zum Gericht über Jerusalem kommen sehen werden.
Der König kommt!?
Oben habe ich bereits erwähnt, dass das Thema dieser drei Gleichnisse das Verzögern ist. Warum ist das hier so ein prominentes Thema? Warum war das Verzögern des Kommens Jesu überhaupt ein Problem?
Beginnend ab Matthäus 23 kündigt Jesus in acht Wehen zunächst insbesondere den Pharisäern und Schriftgelehrten, der religiösen Elite, das Gericht innerhalb einer Generation an (Mt 23,36). In Matthäus 24 geht es dann um das Kommen zum Gericht über Jerusalem, in dessen Folge der Tempel vollkommen zerstört wird. Auch hier kündigt Jesus diese Ereignisse innerhalb einer Generation an (Mt 24,34). Jesu Worte wären vollkommen zutreffend gewesen, wenn er bereits fünf Jahre nach seiner Himmelfahrt zum Gericht über Israel gekommen wäre. Oder nach zehn Jahren. Oder fünfzehn. Oder zwanzig. Aber Jesus wartete mit dem Gericht über das untreue Volk Israel bis zum allerletzten Zeitpunkt dieser Generation. Er wartete vierzig Jahre.
Mit der Auferstehung hat Jesus den Tod und die Sünde ein und für alle Mal besiegt. Aber dieses Ereignis war noch nicht seine öffentliche Verherrlichung und Beglaubigung seiner Gottessohnschaft. Die Auferstehung haben nur eine handvoll Zeugen erlebt. Die breite Masse der Menschen hat von der Auferstehung Jesu nichts mitbekommen.
Jesus hatte seinen Neuen Bund mit den Jüngern geschlossen und damit die neutestamentliche Gemeinde ins Leben gerufen. Diese hatte nun die Schlüssel zum Königreich und damit alle Autorität übertragen bekommen. Aber was war das für alle Menschen sichtbare Siegel, dass diese Dinge wahrhaftig so passiert waren? Wodurch wurde deutlich, dass Jesus überhaupt die Macht hatte, so etwas zu tun? Da konnte ja jeder kommen und behaupten, er hätte den Sohn Gottes gesehen, dieser sei tatsächlich auferstanden und sitze zur Rechten Gottes.
In Matthäus 24 sagt Jesus seinen Jüngern, wie Er aller Welt deutlich machen würde, dass er zur rechten Gottes sitzt und nun König der Könige ist: er kommt zum Gericht über Jerusalem und den Tempel. Das Niederreißen des Alten Bundes und aller seiner sichtbaren Zeichen beweist aller Welt, dass Jesus tatsächlich und wahrhaftig der Sohn Gottes ist, der nun im Himmel regiert. Und außerdem würde er aller Welt beweisen, dass die Christen keine jüdische Sekte sind, die wie viele andere einem Verführer nachgelaufen sind, sondern das wahre Volk Gottes. Jesus fordert seine Jünger auf: »Seid wachsam, ich werde wiederkommen und euer Blut rächen«.
Nach der Himmelfahrt Jesu breitete sich die christliche Kirche zwar im römischen Reich aus, doch die Juden leisteten erbitterten Widerstand. Sie verfolgten die Christen und steinigten sie. Stephanus und Jakobus zum Beispiel wurden zu Märtyrern. Auch Paulus wurde auf seinen Missionsreisen immer wieder erbittert von den Juden bekämpft und verfolgt. Während die Christen eine verfolgte Minderheit waren, saßen die religiösen Führer der Juden fest im Sattel. Sie hatten die politische Situation in Juda im Griff und ihr Reichtum wuchs.
Zur Zeit Jesu war der nach dem Exil wieder aufgebaute Tempel von Herodes dem Großen »saniert« worden. Die Arbeiten am Tempel liefen zur Zeit Jesu bereits seit Jahrzehnten und waren schon weit fortgeschritten. Der Tempel war zu dieser Zeit bereits sehr prächtig. Aber der Tempel des Herodes war noch nicht fertiggestellt. Und während Jesus angekündigt hatte, dass von dem Tempel kein Stein auf dem anderen bleiben würde, arbeiteten die Nachfolger Herodes' unentwegt am Tempel weiter und stellten ihn Stein um Stein fertig. Bis im Jahre 64 n. Chr. dieser Tempel vollendet und endgültig eingeweiht.
Mit der Einweihung des Tempels wendeten sich die Juden mit noch größerer Erbitterung gegen die Christen. Und während das römische Reich bis zu diesem Zeitpunkt immer seine schützende Hand über die Christen gehalten hatte, wendete sich nun auch Rom selber unter Nero gegen die Christen. Dadurch erreichten die Verfolgungen eine bis dahin nie dagewesene Intensität.
Alle Zeichen deuteten darauf hin, dass Gott immer noch auf der Seite der Juden stand und diese segnete und groß machte. War Jesus doch nur ein gewöhnlicher Prophet? Und dazu noch ein falscher Prophet? Unter diesen Umständen sind vierzig Jahre ein sehr, sehr lange Zeit. Die Frage wurde laut: Wo ist die Verheißung seiner Ankunft? (2Petr 3,4) Viele Christen, vor allem Judenchristen, verloren den Mut und wendeten sich enttäuscht und desillusioniert von Jesus ab. Sie kehrten zurück in den Schoß des jüdischen Volkes und seiner Überlieferungen, das offensichtlich die Segnungen Gottes doch nicht verloren hatte.
Diese Situation ist der Grund, warum Jesus seine Jünger so eindringlich darauf vorbereitet, dass sie lange Warten müssen, das Geduld und Ausharren nötig sind. Wie sollten seine Jünger sich während dieser Wartezeit verhalten? Das ist das Thema dieser drei Gleichnisse.
Auch uns kann es passieren, dass wir unvermittelt in Krisensituationen geraten. Der Tod reißt geliebte Menschen plötzlich aus unserem Leben. Ein Kinderwunsch erfüllt sich über Jahre hinweg nicht. Eine schwere Krankheit trifft mich oder mir nahe stehende Menschen. Im Beruf erlebe ich Mobbing, Hohn und Spott wegen meines Glaubens und es gibt keinen Ausweg. Die Welt um mich herum ist in krassem Gegensatz zu allem, was ich in der Bibel über Gott und Jesus Christus lese. Die Verheißungen der Bibel scheinen ganz weit weg zu sein.
Die Frage an uns alle ist: Wie gehe ich mit einer solchen Situation um? Halte ich am Glauben fest? Glaube ich weiterhin an Gottes Liebe, Güte und Barmherzigkeit? Harre ich aus, trotzdem alle Anzeichen dagegen zu sprechen scheinen? Jesus fordert uns auf: »Wacht also! Seid bereit! Haltet fest am Glauben!«
Von Juda in ganze die Welt
Alle drei Gleichnisse behandeln das Thema, was es bedeutet, treu zu sein, wenn ein erwartetes Ereignis sich verzögert. Im ersten Gleichnis finden wir Hausknechte bzw. Sklaven, denen der Hausherrn die Haushaltsführung in seinem Haus überträgt. Im zweiten Gleichnis sehen wir zehn Jungfrauen, die auf die Ankunft des Bräutigams warten. Und im letzten Gleichnis einen Herrn, der seinen Knechten Güter überlasst, auf dass sie aktiv mit diesen handeln und investieren. Während das Thema des Ausharrens und der Treue diese drei Gleichnisse verbindet, sehen wir doch eine Entwicklung.
Zu Beginn überträgt der Herr seinen Knechten sein Haus. Die übertragenen Aufgaben sind relativ einfach. Sie sollen den Haushalt führen und diesen zusammenhalten und sich um die Versorgung aller Angehörigen des Haushalts kümmern. Im letzten Gleichnis bekommen die Knechte von ihrem Herrn Güter anvertraut, die sie aktiv nutzen sollen. Sie dienen nicht länger im Haus am Tisch ihres Herrn sondern sollen mit den anvertrauten Dingen in der Welt aktiv werden. Die Entwicklung die wir sehen ist von priesterlichen zu königlichen Aufgaben.
Im ersten Gleichnis sehen wir Hausknechte, die für das Haus sorgen sollen. Jesus' Haus ist Sein Tempel. Wir haben hier eine Tempelszene vor uns. Die Knechte in diesem Gleichnis sind also implizit Priester. Ihre Hauptaufgabe ist es, das Essen zur rechten Zeit vorzubereiten. Sie sind Tischdiener, Schlachter, Bäcker. Genau dies sind die Kernaufgaben der Priester: sie bereiteten das »Essen« für die täglichen und wöchentlichen Opfer und die Opfer zu den Festivitäten. Die Priester waren Gottes Hausknechte, die in Seinem Haus gedient haben.
Jesus erwartet von seinen Knechten, dass sie fleißig ihre Pflichten im Haus erledigen. Wenn sie sich betrinken – was Priestern verboten war (s. Leviticus 10,8-11) – würde ihr Herr sie überraschen und sie niederstrecken. Wenn sie wie der unbändige und widerspenstige Sohn in 5. Mose 21,18-21 sind, werden sie die entsprechenden Konsequenzen tragen müssen. Wenn sie es versäumen, den Haushalt recht zu führen, werden sie selber zu Opfern und in Stücke geschnitten.
Die Knechte im letzten Gleichnis sind nicht mehr mit Arbeiten im Haushalt beschäftigt. Sie bekommen von ihrem Herrn eine unglaublich große Summe Geld übergeben. Ein Talent entsprach etwa 6000 Denaren, eine Summe, für die ein Tagelöhner zwanzig Jahre arbeiten musste. Auch Priester konnten reich sein, aber ihr Reichtum lag im Haus Gottes verborgen. Im Alten Testament ist Geld überwiegend mit Königen verknüpft (2Sam 12,30; 1Kö 9,14; 10,10.14).
Jesus sagt seinen Jüngern, dass sie in Seinem Haus als treue Priester dienen müssen. Und ebenso treu sollen sie in der Welt arbeiten.
Jesus errichtet ein neues Haus, einen Tempel aus lebendigen Steinen. In dieses Haus stellt Jesus seine Jünger, an die diese Gleichnisse gerichtet sind. Jesus gibt seinen Jüngern das große Privileg, Knechte im Haus des Großen Königs zu sein. Und ebenso übergibt Jesus seinen Jüngern einen Schatz von unvollstellbarem Wert: das Evangelium, die Frohe Botschaft, die Perle von unendlichem Wert. Und nachdem Jesus diese Erde verlassen hat, sind seine Jünger zu einem priesterlichen und königlichen Dienst berufen – bis Er wiederkommt.
Verantwortung im Haus Gottes
Was beinhaltet die priesterliche Aufgabe? Was heißt es, sich in dieser als der treue Knecht zu erweisen, der die Rückkehr des Herrn nicht fürchten muss? Die Antwort auf diese Frage finden wir im ersten der drei Gleichnisse.
Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den sein Herr über sein Gesinde gesetzt hat, ihnen die Nahrung zu geben zur rechten Zeit?
Glückselig jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, damit beschäftigt finden wird! Wahrlich, ich sage euch, er wird ihn über seine ganze Habe setzen.
Wenn aber jener böse Knecht in seinem Herzen sagt: Mein Herr bleibt noch aus, und anfängt, seine Mitknechte zu schlagen, und isst und trinkt mit den Betrunkenen, [so] wird der Herr jenes Knechtes kommen an einem Tag, an dem er es nicht erwartet, und in einer Stunde, die er nicht weiß, und wird ihn entzweischneiden und ihm sein Teil geben mit den Heuchlern: Dort wird das Weinen und das Zähneknirschen sein.
Jesus hatte in Vers 36 angekündigt: Von jenem Tag aber und jener Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel der Himmel, sondern der Vater allein. Daher die Aufforderung: Wenn der Hausherr gewusst hätte, in welcher Stunde der Dieb kommen würde, … Die Jünger wussten es nicht. So wie der Hausherr den Dieb nicht aufhalten kann, weil er nicht damit rechnet, so ist das Gericht Gottes nicht durch irgendwelche Vorkehrungen aufzuhalten. Es wird wie angekündigt kommen. Die Frage ist: in welcher Verfassung findet Gott seine Jünger? In welcher Verfassung findet er sein Bundesvolk Israel und speziell dessen Führer vor?
Die Frage, der sich die Menschen des ersten Jahrhunderts stellen müssen: Wie bist du mit der dir übertragenen Verantwortung im Haus Gottes umgegangen, wenn der HERR kommt, um zu richten? Werden sie sein wie die Pharisäer und Schriftgelehrten,
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die etwas sagen und tun es nicht (23,3);
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die schwere und schwer zu tragende Lasten zusammen [binden] und legen [sie] auf die Schultern der Menschen, sie selbst aber wollen sie nicht mit ihrem Finger bewegen (23,4);
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die alle ihre Werke aber tun, um sich vor den Menschen sehen zu lassen (23,5);
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die das Reich der Himmel vor den Menschen [verschließen]; denn ihr geht nicht hinein, noch lasst ihr die hineingehen, die hineingehen [wollen] (23,13);
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die die Minze und den Dill und den Kümmel [verzehnten] und die wichtigeren [Dinge] des Gesetzes beiseite gelassen [haben]: das Gericht und die Barmherzigkeit und den Glauben (23,23).
Die Pharisäer und Schriftgelehrten kannten die Schriften, sie haben im Tempel und in den Synagogen gelehrt. Sie hatten die Speise Gottes für das Volk. Doch sie haben es den Menschen vorenthalten. Sie haben ihnen die Nahrung nicht zur rechten Zeit gegeben. Sie waren vielmehr der böse Knecht, der seinen Mitknechten schwere Lasten auferlegt, sie schlägt und ihnen die Nahrung vorenthält. Stattdessen haben die Führer Israels mit dem heidnischen Rom gemeinsame Sache gemacht, sie haben mit den Betrunkenen getrunken.
Während der untreue Knecht seine anvertrauten Knechte misshandelt, fordert Jesus seine Jünger - und auch uns - auf:
Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.
Dies ist mein Gebot, dass ihr einander liebet, wie ich euch geliebt habe.
Wie steht es mit uns? Sind wir Heuchler wie die Pharisäer? Machen wir uns und anderen Menschen etwas vor? Oder sind wir treue Knechte? Behandeln wir unsere Hausgenossen gerecht? Haben wir Liebe für unsere Geschwister? Das war die Herausforderung für die Nachfolger Jesu des ersten Jahrhunderts. Und das ist auch für uns heute noch die Herausforderung!