Meine Forschung hat mich zu der Überzeugung geführt, dass es in der biblischen Geschichte drei große Perioden gibt, die zu einer vierten führen. Diese sind die Zeitalter des Vaters, des Sohnes und des Geistes.
Das erste Zeitalter, das des Vaters, ist im Buch Genesis festgehalten. Es konzentriert sich auf das persönliche Leben und den Glauben der Männer, die wir die Patriarchen nennen. Es beginnt mit der Einrichtung von vier Lebensräumen durch Gott auf der Erde: (1) das Thronland Eden, das nur durch (2) das Garten-Heiligtum zugänglich ist, das wiederum von (3) Heimatländern umgeben ist, die sich auf andere Räume als (4) die äußeren Welten beziehen. Der erste Sündenfall des Menschen im Heiligtum verhinderte seinen Eintritt nach Eden und führte dazu, dass er in ein Heimatland versetzt wurde, das kein Thronland war. Der zweite Fall, der von Kain, vertrieb ihn aus einem Heimatland in eine Welt des Umherwanderns. Der dritte Fall, der der Sethiten, entfernte die Sünder durch die große Flut aus der Welt. Wie ich in einem früheren Aufsatz (»Drei Stürze und drei Helden«, in Biblical Horizons 22) gezeigt habe, bestanden diese Rebellionen aus der Entwendung des Geschenks des Vaters (Sakrileg), dem Mord an der Bruderschaft des Sohnes (Brudermord) und dem Widerstand gegen die ehelichen Gaben des Geistes (Mischehen oder Kompromisse). Der Rest der Genesis zeigt Abraham, den menschlichen Vater, treu in seiner Anbetung des himmlischen Vaters; Jakob, den menschlichen Bruder, treu im Ringen mit dem himmlischen Bruder; und Josef, den menschlichen Bräutigam, als einen treuen, geistgeleiteten Zeugen vor der Welt. In dieser Periode wurde die Offenbarung der Persönlichkeit Gottes, die sich im Vater konzentriert, endgültig gemacht (obwohl natürlich weitere Offenbarungen folgen werden). Der Fall der Hebräer von ihrem Zeugnis in Ägypten führte zur Krise, die die zweite große Phase der Geschichte einleitete: das Zeitalter des Sohnes (oder des Wortes).
Das Zeitalter des Sohnes (Wortes) oder der Königsherrschaft Jahwes hat drei große Phasen, die zu einer vierten führen. Diese sind durch die ersten vier der Zehn Gebote gekennzeichnet. Die Sinai-Periode, die sich über die Zeit der Richter erstreckt, offenbart Gott als den Gott des Himmels (denn die Stiftshütte ist ein Bild der Himmelswolke). Das Hauptthema hier ist das erste Gebot: keine anderen Götter anzubeten. Die Auseinandersetzung findet mit den Göttern anderer Stämme statt. Die Sünde ist der Abfall, und die Propheten rufen das Volk zurück zum wahren Gott. Gottes Name ist Jahwe, der Bundesgott, der Anbetung empfängt.
Die Königreichsperiode, die bis ins Exil reicht, offenbart Gott als Zentrum des gemeinschaftlichen Lobpreises (denn der Tempel ist ein architektonisches Bild des Lobpreises des levitischen Chors und Orchesters). Das Hauptthema hier ist das zweite Gebot: nichts von Menschen Geschaffenes anbeten. Die Auseinandersetzung ist mit den ikonischen Anbetungsmustern anderer Nationen, die nicht in Jahwes Lobpreis integriert werden dürfen. Solche Anbetung macht die Menschen grausam, und die Propheten rufen das Volk zurück zu gerechten Bruder-Bruder-Beziehungen, wie sie im Gesetz definiert sind. Gottes Name ist Adonai, der Herrscher.
Die Wiederherstellungsperiode, die vom Exil bis zu Christus reicht, offenbart Gott als Herrscher der Welt (denn der Tempel Hesekiels ist ein architektonisches Modell des Weltberges). Das Hauptthema hier ist das dritte Gebot: Gottes Namen in Anbetung und Leben treu tragen. Die Auseinandersetzung ist mit anderen Völkern in den Reichen, die zum Glauben gerufen werden, aber nicht geheiratet werden dürfen, es sei denn, sie konvertieren. Johannes der Täufer ruft die Menschen zur treuen Lebensführung zurück. Gottes Name ist Jahwe der Heerscharen, der Gott, der die Geschichte lenkt.
Diese drei Epochen spielen sich im Wesentlichen im Heiligtum, im Heimatland und in der Welt ab. Auf eine schattenhafte Weise wird Israel auch erlaubt, ihr Heimatland als das Thronland zu haben, das neue Eden, in dem Gott als König wohnt und Sein Volk mit Ihm herrscht.
Die vierte Ära ist die von Jesus. Jesus verkündet den Sabbat, das angenehme Jahr des Herrn. Er heilt wiederholt am Sabbat. Sein Wirken offenbart, was mit dem vierten Gebot gemeint ist. Der Sabbat bedeutet Inthronisierung, und Jesus öffnet die Tür zum Thronland, indem Er dem priesterlichen Amt Adams treu bleibt und zum Melchisedek-Priesterkönig wird. Die Auseinandersetzung ist nun mit Fürstentümern und Mächten.
Die vierte Ära des zweiten Zeitalters ist auch die dritte Ära, das Zeitalter des Geistes. Das Gesetz als Erzieher ist vorüber, und nun sind die Menschen aufgerufen, nach der vollständigen Offenbarung Gottes in Christus zu leben (die natürlich den Inhalt des Gesetzes einschließt). Dies ist, wie Paulus im Galaterbrief sagt, auch das Zeitalter des Mündigwerdens des Menschen. Nicht länger nähern wir uns Gott durch Tiere, sondern durch einen Menschen. Die Herrschaft, für die wir ursprünglich in Eden bestimmt waren, ist in Christus gekommen und wird durch alle Zeitalter der Kirche hindurch durch die Kraft des Geistes verwirklicht.
Nun, diese vier Zeitalter sind die Zeitalter des Ochsen, des Löwen, des Adlers und des Menschen. Dies sind die vier Gesichter der Cherubim, die Gottes Thron bewachen und ein Muster für menschliche Heiligkeit bilden. Diese Gesichter werden in der Bibel nacheinander offenbart. Der Ochse ist der Priester (3. Mose 4), und priesterliche Anbetung steht im Zentrum der Sinai-Periode. Der Löwe ist der König, der zusammen mit dem Ochsen den Tempel bewacht und während der Königszeit über das Land herrscht. Der Adler ist sowohl der Weltherrscher als auch der Prophet, die in der Wiederherstellungsperiode in den Mittelpunkt rücken. Schließlich wird das Menschengesicht in Christus offenbart, und das Zeitalter des wahren Humanismus beginnt.
Wenn der Priester gesalbt wird, werden Blut und Öl auf sein Ohr, seine Hand und seinen Fuß aufgetragen (3. Mose 8 & 14). Dies weist ebenfalls auf die drei Perioden des priesterlichen Hörens, des königlichen Handelns und des weltweiten Zeugnisses hin.
Dies sind die vier Evangelien. Seit der Antike ist bekannt, dass Matthäus zuerst schrieb (trotz aller unsinnigen liberalen Theorien des letzten Jahrhunderts). Eugen Rosenstock-Huessy präsentiert in seinem vergriffenen Buch The Fruit of Lips einige überzeugende Argumente dafür, dass jeder der Evangelisten auf den vorherigen aufbaute und dass jedes Evangelium thematisch dort ansetzt, wo das vorherige aufgehört hat.
Matthäus stellt Christus als Ochse/Mose dar. Sein Buch ist voller Reden, denn das Ohr steht im Mittelpunkt. Jesus ist der Gesetzgeber. Gott ist der Vater und der Gott des Himmels, und »Reich der Himmel« ist der bevorzugte Ausdruck Matthäus', was auf die Symbolik der Stiftshütte hinweist.
Markus stellt Jesus als Mann der Tat dar. Er zeigt Jesus als Löwe/David, der große Werke vollbringt und schnell von Ort zu Ort eilt, denn die Hand steht im Zentrum. Bei Markus geschieht alles »sofort«. Sein Evangelium ist kürzer als das des Matthäus, nicht weil er zuerst schrieb (was eine absurde Annahme wäre), sondern weil er keine langen Reden überliefert. Das Wirkungsfeld ist das Land.
Lukas stellt Jesus als Adler/Propheten dar, der viel häufiger als die anderen beiden mit Heiden und Frauen interagiert. In Lukas ist Jesus immer unterwegs, und die Hälfte des Buches besteht aus der Reiseerzählung nach Jerusalem, denn der Fuß steht im Mittelpunkt. Der Heilige Geist wird in Lukas und der Apostelgeschichte besonders betont. Das Wirkungsfeld ist die Welt.
Schließlich stellt Johannes Jesus als Menschen dar, das Ebenbild Gottes. Die Bezeichnung »Menschensohn« in den anderen Evangelien weist auf Jesus als zweiten Adam, Priester, König und Propheten hin. Die Bezeichnung »Sohn Gottes« in Johannes betont Jesus als das wahre Ebenbild Gottes, wahre Menschlichkeit ebenso wie wahre Gottheit. Der Jesus im Johannesevangelium bewegt sich im Heiligtum, das den Himmel repräsentiert. Damit versetzt Johannes uns ins Thronland.
Wann wurden diese Bücher geschrieben? Ich schlage vor, dass Matthäus im Jahr 30 n. Chr. schrieb, sobald es die Kirche gab. Warum hätte er warten sollen? Die jüdische Kirche musste die Worte des größeren Mose hören. Kurz nachdem Matthäus sein Evangelium schrieb, verfasste Jakobus seinen Brief, der viele Anspielungen auf Matthäus enthält. Jakobus schreibt an die verstreute Kirche, also nach der Zerstreuung von Apostelgeschichte 8,1, die im Jahr 30 n. Chr. stattfand. Der Fokus liegt auf Jerusalem und der Zerstreuung von dort aus.
Die zweite Periode der frühen Kirche ist die petrinische Periode. Markus, so berichten frühe Quellen, schrieb unter der Anleitung von Petrus. Die Arbeit des Petrus war unter den Juden und ihren Verwandten angesiedelt und führte die Kirche schließlich zu den Heiden an der Grenze des Landes (Apg 10-11). Doch Petrus trat um das Jahr 44 n. Chr. von der Bühne ab. Daher wurden das Markusevangelium und der erste Brief des Petrus, der an jüdische Gläubige gerichtet war, vor 44 n. Chr. verfasst. (Herodes starb 44 n. Chr., Apg 12, vierzehn Jahre nach der Bekehrung des Paulus, Gal 2,1; siehe The Resurrection of Peter and the Coming of the Kingdom, in Biblical Horizons 34.)
Die dritte Periode der frühen Kirche ist die paulinische Periode. Die Missionsreisen des Paulus begannen kurz nach 44 n. Chr. und dauerten bis kurz vor 60 n. Chr. In dieser Zeit schrieb Lukas sein Evangelium und die Apostelgeschichte, und Paulus verfasste seine Briefe. Petrus schrieb auch den zweiten Petrusbrief, in dem er auf die Schriften des Paulus verweist (wahrscheinlich auf den Hebräerbrief, da dieser an das jüdische Publikum des Petrus gerichtet war). Das Wirkungsfeld war nun die Welt außerhalb des Landes.
Die vierte Periode ist die johanneische Periode, etwa 60-66 n. Chr. In dieser Zeit schrieb Johannes sein Evangelium, die Offenbarung und seine drei Briefe. Auch Judas schrieb, dass sich nun erfüllte, was Petrus in 2. Petrus 2 vorhergesagt hatte. Das Geschehen in Johannes spielt sich symbolisch im Himmel ab, sowohl im Evangelium als auch real in der Offenbarung, die uns ins Thronland führt.
James Jordan war Gastwissenschaftler bei Theopolis. Dieser Aufsatz wurde ursprünglich bei Biblical Horizons veröffentlicht.
Der Artikel erschien im Original auf der Seite des Theopolis Institute. Die Übersetzung erfolgte mit freundlicher Genehmigung des Theopolis Institute durch Tilmann Oestreich.