In diesem Aufsatz werden wir darüber nachdenken, wie die gesamte Bibel als ein Wort Gottes aufgebaut ist. Zunächst einmal gibt es nur eine Bibel, nicht zwei. Wir unterteilen die Bibel zwar in Altes und Neues Testament, aber diese Unterteilung hat nicht mehr Bedeutung als die Unterteilung in Kapitel und Verse oder die Unterteilung des Buchs der Könige in zwei Teile. Die Bibel lehrt nirgendwo, dass es zwei »Testamente« gibt. Es gibt nur die »Heilige Schrift«. Die Bibel ist wie ein einziges langes Musikstück mit verschiedenen, ineinander verwobenen Themen. Aber sie ist nicht in zwei Sätze unterteilt. Wir, die Kirche, haben die Bibel aus Bequemlichkeit geteilt.
Hier müssen wir beginnen. Und erst wenn wir diese Tatsache fest im Blick haben, können wir anfangen, über einige Unterteilungen innerhalb der Bibel zu sprechen. Und natürlich hat die Kirche nicht zu Unrecht bemerkt, dass der erste Teil der Bibel auf Hebräisch und der zweite Teil auf Griechisch geschrieben ist. Sie hat nicht zu Unrecht festgestellt, dass der griechische Teil der Bibel den Höhepunkt der Geschichte darstellt und das Kommen der neuen Schöpfung offenbart. Es ist nicht falsch, vom Alten und Neuen Testament zu sprechen, solange wir nicht denken, dass es zwei Bibeln gibt.
Wir können auch feststellen, dass die hebräische Schrift aus 22 Büchern besteht. Das ist die Anzahl der Buchstaben des hebräischen Alphabets. Wir erhalten 22 Bücher, wenn wir uns daran erinnern, dass 1. und 2. Samuel ein einziges Buch sind, ebenso wie 1. und 2. Könige. Da der letzte Vers von 2. Chronik als erster Vers von Esra wiederholt wird und Esra und Nehemia seit ihrer Entstehung immer als ein Buch betrachtet wurden, ist es klar, dass 1. und 2. Chronik, Esra und Nehemia ein einziges Buch sind, das wir die »Große Chronik« nennen können. Jeremia und die Klagelieder sind ein einziges Buch, wie die Struktur des Ganzen zeigt. (Jeremias persönliche Klagen am Anfang werden durch die gemeinsamen Klagen um die Braut-Stadt am Ende ergänzt). Die so genannten »Kleinen Propheten« schließlich sind ein einziges Buch mit einem thematischen Handlungsstrang, das so genannte »Buch der Zwölf«.
22 Bücher entsprechend der 22 Buchstaben der Sprache, in der Gott sie geschrieben hat, sind ganz offensichtlich ein göttlicher Plan. Die Griechischen Schriften (das Neue Testament) besteht aus 27 Büchern, also 33, ebenfalls eine offensichtlich bedeutsame Zahl aus biblischer Sicht, und ebenso offensichtlich gemäß einem göttlichem Plan. Die Gesamtzahl der Bücher beträgt also 49, das ist 7 x 7, und dies ist eindeutig die wichtigste Zahl. Gott will, dass wir die Bibel als ein einziges Buch betrachten.
Die Kirche hat eine lange und traurige Geschichte, die Aufteilung der Bibel in Altes und Neues Testament wichtiger zu machen, als sie sein sollte. In manchen Liturgien wird die Hebräischen Schriften nie gelesen, da nur die Evangelien und Briefe vorgeschrieben sind. Viele Theologen behandeln das Neue Testament als wichtiger als das Alte, obwohl es nur ein Fünftel so lang ist wie das Alte und nur als der Höhepunkt der Geschichte verstanden werden kann, die mit Genesis begann. Viele Gruppen in der Kirche haben gelehrt, dass das Alte Testament nur eine interessante Information ist, während nur das Neue Testament Autorität für die Kirche hat, obwohl Jesus gesagt hat, dass er nicht gekommen ist, um Gesetz und Propheten abzuschaffen, und Paulus gesagt hat, dass der Glaube das Gesetz nicht abschafft, sondern es auf ein festes Fundament stellt.
In der christlichen Wissenschaft und in der Lehre an den Seminaren wird fast immer zwischen dem Studium des Alten und des Neuen Testaments unterschieden. Dabei gibt es kaum einen Austausch zwischen den beiden. Es gibt mehrere Zeitschriften für das Alte Testament und entsprechende Zeitschriften für das Neue Testament, aber es gibt zu wenig gegenseitige Befruchtung.
Das Schlimmste aber ist, dass einige reformierte Denker, insbesondere Meredith Kline, behauptet haben, dass diese beiden »Testamente« zwei verschiedene Kanons bilden. Ein Kanon ist eine Regel. Ursprünglich bedeutete das Wort einfach eine Liste, und so war der Kanon der Bibel die Liste der Bücher in der Bibel. Aber es wurde mit der Zeit zu einer Liste dessen, was maßgebend ist. Kline und seine Anhänger weichen von der gesamten Geschichte der Christenheit ab, wenn sie behaupten, Gott habe den alten Kanon des Alten Testaments durch einen neuen Kanon, nämlich das Neue Testament, ersetzt.
Dies ist eine lächerliche Vorstellung. Das würde bedeuten, dass es für die Gläubigen der Alten Schöpfung keinen Kanon bzw. keine Regel gab, bis die Bücher der Großen Chronik und/oder Maleachi abgeschlossen waren. Natürlich würden diese Männer argumentieren wollen, dass der Kanon im Laufe der Jahrhunderte ergänzt wurde, beginnend mit der Genesis und endend mit Maleachi. Aber da das so ist, haben sie keinen Grund für ihre Annahme, dass dies mit Maleachi beendet war. Es ist klar, dass der Kanon der Bibel nicht beendet war, bevor das letzte Buch der Griechischen Schriften – das ist wahrscheinlich die Offenbarung – geschrieben wurde.
Was bedeutet es außerdem, dass das Neue Testament für uns »kanonisch« ist? Gehen wir in den Tempel, wie Jesus und Paulus es taten? Legen wir ein Nasiräer-Gelübde ab, wie Paulus es tat? Sollen wir jedes Mal, wenn wir an einem neuen Ort eine Gemeinde gründen, zuerst zu den Juden in die Synagoge gehen? Haben wir noch die wundersamen Gaben der Zungenrede und der Prophetie? Nein, natürlich nicht. Wir müssen die neutestamentlichen Schriften anpassen, wenn wir sie auf die Kirche anwenden, und wir müssen die gleiche Art von Anpassungen vornehmen, wenn wir die alttestamentlichen Schriften anwenden.
Nun werden einige sagen: »Ja, aber zwischen Maleachi und Matthäus hat Gott 400 Jahre lang geschwiegen.« Das stimmt, aber das war nicht die erste lange Zeit des Schweigens. Zwischen dem Buch Josua und den Büchern Richter und Rut lagen ebenfalls mehrere hundert Jahre. Auch zwischen den Schriften Salomos und dem Buch Jesaja lagen über 200 Jahre. Daran können wir erkennen, dass es nicht zwei, sondern vier Testamente gibt. Und das ist wichtig.
Das erste »Testament« ist priesterlich und besteht aus Genesis bis Josua. Das zweite »Testament« ist königlich und besteht aus den Richtern, Rut, Samuel, den Psalmen und den vier Weisheitsbüchern sowie wahrscheinlich der Salomo-Erzählung, die später in das Buch der Könige aufgenommen wurde. Das dritte »Testament« ist prophetisch und besteht aus dem Rest der hebräischen Schriften. Das vierte »Testament« ist das der bereits durch den Geist verherrlichten und in Christus auferstandenen Menschheit.
Wir haben diese Abfolge bereits in unserem Studium des Bundes kennengelernt: erst Priester, dann König, dann Ältesten-Prophet und schließlich die volle Reife auf der anderen Seite von Tod und Auferstehung in Christus. Diese Abfolge findet sich auch in den vier Gesichtern der Cherubim wieder. Der Ochse ist das priesterliche Opfer, das für die Sünden des Hohepriesters dargebracht wird (Levitikus 4). Der Ochse schuftet und tut, was man ihm sagt. Der Löwe ist königlich, wie der Löwe von Juda. Er springt vorwärts und übernimmt die Herrschaft. Der Adler erhebt sich und ist prophetisch (Offenbarung 8,13; im besseren Text dieser Stelle heißt es Adler und nicht Engel). Schließlich steht der Mensch über der gesamten Schöpfung.
In Levitikus 8 werden die Priester an ihrem rechten Ohr, an ihrem rechten Daumen und an ihrer rechten großen Zehe gesalbt. Dies scheint eine analoge Abfolge zu sein. Ja, es sind Priester, aber sie sind auch Repräsentanten Israels als Ganzes und tragen auch die königlichen und prophetischen Aspekte Israels in sich. Der Priester hat ein offenes Ohr, um das Wort Gottes zu hören und es dem Volk zu vermitteln. Der König ist ein Mann der Tat; daher die gesalbte Hand. Der Prophet reist von Ort zu Ort und dient nicht nur in Israel, sondern auch den Völkern; daher der gesalbte Fuß.
Die vier Evangelien folgen dieser Abfolge. Matthäus stellt Jesus als einen neuen Mose, Markus stellt ihn als einen neuen David und Lukas als einen neuen Propheten dar. Bei Matthäus ist Jesus vor allem am Predigen. Bei Markus tut Jesus vor allem kraftvolle Werke. Lukas legt den Schwerpunkt auf die Reisen Jesu, wobei die »lukanische Reiseerzählung« die gesamte zweite Hälfte seines Evangeliums einnimmt. Matthäus ist also priesterlich, wie ein Ochse. Markus ist königlich, wie ein Löwe. Lukas ist prophetisch, wie ein Adler. Johannes geht über all das hinaus und stellt Jesus als den reifen Menschen dar, als volles Bild und Ebenbild Gottes.
Wir werden später auf diese Assoziationen mit den Cherubim zurückkommen. Jetzt geht es zunächst darum, zu verstehen, dass die Bibel in einer theologisch anspruchsvollen Weise geschrieben und organisiert ist. Die vier großen Gruppen von Büchern entsprechen diesen vier Phasen des menschlichen Lebens, den vier Gesichtern der Cherubim, den vier Evangelien und so weiter.
Die Tatsache, dass die Bibel aus 49 Büchern besteht, lädt dazu ein, ihre Struktur noch auf andere Weise zu betrachten. Sie besteht aus sieben Gruppen von Büchern. Beachten Sie, dass es sieben »katholische« Briefe gibt (eigentlich Briefe an die Beschneidung): Jakobus, 1. und 2. Petrus, 1., 2. und 3. Johannes und Judas. Einschließlich des Hebräerbriefs (siehe 2. Petrus 3,15-16) gibt es vierzehn Briefe von Paulus. Dies sind die letzten drei Siebener-Gruppen. Die zentrale Siebener-Gruppe würde mit der »Großen Chronik« beginnen: diese beginnt mit Adam und endet mit den Priesterlisten (Nehemia 12,10-11) in der Geschichte so weit fortgeschritten wie kein anderes Buch und bildet damit eine Einleitung zu den Evangelien. Die anderen Bücher dieser Gruppe wären die vier Evangelien, die Apostelgeschichte (Lukas, Teil 2) und die Offenbarung (Johannes, Teil 2).
Damit verbleiben drei Gruppen von sieben Büchern im Alten Testament. In einer längeren Untersuchung dieser Angelegenheit bin ich zu dem vorläufigen Schluss gekommen, dass diese Bücher wie folgt miteinander verbunden sind:
1. Tag | 2. Tag | 3. Tag | 4. Tag |
---|---|---|---|
Licht |
Firmament |
Land & Meer |
Himmelskörper |
Priesterlich |
Königlich |
Prophetisch |
Volle Reife |
Schöpfung Adams |
Das Pflanzen des Gartens |
Flüsse in die ganze Welt |
Adam wird in den Garten gesetzt |
Genesis |
Samuel |
Könige |
Chroniken |
Exodus |
Rut |
Hesekiel |
Matthäus |
Levitikus |
Psalmen |
Jesaja |
Markus |
Numeri |
Hiob |
Daniel |
Lukas |
Deuteronomium |
Sprüche |
Jeremia |
Johannes |
Josua |
Hohelied |
Esther |
Apostelgeschichte |
Richter |
Prediger |
Die Zwölf |
Offenbarung |
Dieser einführende Aufsatz ist nicht der Ort, um auf die Gründe für diese Listen und Zusammenhänge einzugehen. Wer mehr erfahren möchte, ist eingeladen, sich meine größere Untersuchung zu besorgen. Was für uns an dieser Stelle wichtig ist, ist zu erkennen, dass Gott die Bibel als sieben mal sieben Bücher geschrieben hat, und dass in seinem großen Werk mehrere Strukturen eingebettet sind, auch wenn wir nicht in der Lage sind, sie alle zu verstehen.
Zusammengefasst: Die Hebräische Schrift besteht aus 22 Büchern, analog zu den 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets. Die Verwendung des Alphabets als organisierende literarische Struktur findet sich in mehreren Psalmen und in den Klageliedern 1-4, so dass es uns nicht überraschen sollte, das wir das auch in größerem Kontext hier sehen. Vielleicht gehören die Namen der hebräischen Buchstaben jeweils zu einem Buch?
Das Neue Testament besteht aus drei mal drei mal drei Büchern.
Die Bibel als Ganzes besteht aus vier großen »Testamenten«, die sich vom Priester über den König zum Propheten bis hin zur vollen Reife entwickeln.
Die Bibel als Ganzes besteht auch aus sieben mal sieben Büchern, die in Siebener-Gruppen angeordnet sind.
James Jordan ist Gastwissenschaftler bei Theopolis.
Der Artikel erschien im Original auf der Seite des Theopolis Institute. Die Übersetzung erfolgte mit freundlicher Genehmigung des Theopolis Institute durch Tilmann Oestreich.